KBW2

AUF HISTORISCHEM BODEN

MODERNES EINFAMILIENHAUS MIT CARBONBETON-VORHANGFASSADE AM MARKKLEEBERGER SEE

FERTIGSTELLUNG:  2017

LEISTUNGSPHASEN:  1–9

Das Grundstück befindet sich im Markkleeberger Ortsteil Auenhain, etwa 10 km südlich vom Stadtzentrums Leipzigs entfernt und circa 500 m vom Ostufer des Markkleeberger Sees, der durch Flutung eines Teils des Tagebaus Espenhain entstanden ist. Das sich in unmittelbarer Nähe befindliche Gebiet um Wachau war Hauptschauplatz der Völkerschlacht 1813, der verlustreichsten Schlacht der Befreiungskriege gegen Napoleon in Deutschland. Später formte der Braunkohletagebau die Landschaft, nach dessen Stilllegung Mitte der 1990er Jahre und der anschließenden Entstehung des Leipziger Neuseenlands wurde Auenhain zu einer attraktiven Wohnlage.

Auf dem 760 qm großen Grundstück öffnet sich der Blick Richtung Westen zum Markkleeberger See und Richtung Norden zur Innenstadt Leipzigs sowie zum Völkerschlachtdenkmal. Bei der Planung wurde ein weiter, offener Blick nach West und Nord angestrebt, welcher derzeit unbebaut ist. Die Planstraße führt exakt in West-Ost-Richtung, aus folgenden Gründen wurde das Gebäude möglichst tief in das Grundstück geschoben und um 15 Grad eingedreht. Zum einem befindet sich die zum Aufenthalt optimale Südseite direkt an der Planstraße, dieser Bereich sollte möglichst groß ausfallen. Zudem sollte der Abstand zum Nachbarn möglichst vergrößert werden und der Ausblick gleichermaßen auf den See, die Stadt aber auch das Völkerschlachtdenkmal gewährleistet werden. Außerdem orientiert sich das Gebäude so direkt am Auenhainer Graben, der direkt vor dem Grundstück liegt und nicht zuletzt gilt eine leichte Gebäudedrehung nach Westen in der gemäßigten Klimazone als optimal.

Die Gebäudekubatur gliedert sich horizontal in einen unteren Bereich, welcher durch einen monolithischen Sockel bestimmt wird, der die Historie der Region aufgreift und aus regionalem Naturstein ausgeführt ist. Darüber ruht ein leichter Kubus, der unter Verwendung innovativer Materialien Eleganz und Bescheidenheit in sich vereint. Der Zwischenbereich (das Erdgeschoss) verbindet beide Baukomponenten durch einen größtenteils verglasten Bereich.

Im Inneren sind beide Geschosse von Norden nach Süden durch eine Gliederung in Funktionsräume, Erschließungsbereiche und Wohnbereiche geprägt. Der Funktionsblock ist wegen der Einsichtigkeit sowie aus energetischer Sicht eher geschlossen gehalten, wohingegen sich die reinen Wohnräume nach außen öffnen. Das Konzept zeichnet sich durch sehr kurze Wege aus. Der Eingang befindet sich auf der Westseite des Gebäudes. Man gelangt über eine halbe Treppe zur Haustür neben der Glasfront des Erdgeschosses. Unmittelbar davor steht man geschützt und hat einen freien Blick zum See sowie zur Stadt. Über den großzügigen Eingangsbereich gelangt man, vorbei an den Nebenräumen sowie dem Gästezimmer, zum grossen Wohn- und Esszimmer mit offener Küche und Kamin. In das Obergeschoss führt eine einläufige Treppe direkt auf ein Fenster mit Blick auf den Markkleeberger See. Die drei Südräume, welche als Kinderzimmer und Eltern-Schlafzimmer genutzt werden, sind gleich groß und können somit multifunktional umgenutzt werden.

Vom Obergeschoss gelangt man wiederum über eine einläufige Treppe durch die offene Dachluke auf das Flachdach, von wo aus ein ungestörter Blick in Richtung See, Stadt und Völkerschlachtdenkmal sichergestellt ist. Die Außenterrasse im Erdgeschoss befindet sich direkt vor dem Wohnbereich mit Küche, ein großformatiges Öffnungselement lässt Innen und Außen miteinander verschwimmen. Da die Einsicht für Passanten von der Straße nicht möglich ist, wird die Privatsphäre gewährleistet, durch eine Brüstungshöhe von nur 90 cm ist dagegen eine Kommunikation mit dem Nachbarn jederzeit möglich. In der südöstlichen Grundstücksecke ist in den Naturstein-Sockel eine Doppelgarage mit Gründach integriert.

Die gewählte Tragwerksvariante besteht im Wesentlichen aus einer Stahlbeton-Halbfertigteilbauweise. Die durch die Dachfläche aufgenommenen Lasten sowie die Eigenlast der Decken selbst werden über zwei im Gebäude parallel verlaufende, massive Stahlbetonwände und Fertigteilstützen in den Baugrund abgeleitet. Die Fassade wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion mit vorgehängten hinterlüfteten Carbonbetonplatten ausgeführt. Dabei bildet die Pfosten-Riegel-Konstruktion tragende Holzrahmen, welche teilweise mit Festverglasungselementen, Dreh-Kipp-Fenstern oder auch Schiebetüren ausgeführt wurde. In den opaken Teilbereichen wurden die Holzkassetten gedämmt und mit vorgehängten Carbonbeton-Fassadenelementen versehen. Diese Elemente wurde in Weißbeton ausgeführt, dies reduziert die Erwärmung am Gebäude. Alle Oberflächen sind zu den Fensterflächen hin leicht gekippt, was dem Gebäude ein leicht dynamisches Erscheinungsbild verleiht.